»Auschwitz fängt da an, wo einer sagt oder denkt: ES SIND JA NUR TIERE.« Theodor W. Adorno, Philosoph, Soziologe (* 11. Sept. 1903 † 06. August 1969)

Montag, 27. April 2015

Bedrückende Fragen und Gedanken

Immer wieder stellt sich mir eine Frage, die mich sehr beschäftigt und umtreibt:

Warum nur müssen viele Tiere unter der Knechtschaft des Menschen ein so schreckliches und leidvolles Dasein erdulden und erfahren? Mit welchem Recht quälen wir unsere Mitgeschöpfe? Woher nehmen wir uns das Recht, Tiere zu versklaven und sie - wie es z.Bsp. in der Massentierhaltung der Fall ist - gnadenlos auszubeuten? Mit welchem Recht missbrauchen, vergiften und zerstückeln wir Tiere in Tierexperimenten und Tierversuchen? 

Unser Umgang mit vielen unserer Tiere gleicht den Verbrechen der Inquisition, der Hexenverfolgung, der Sklavenhaltung und vielen anderen Verbrechen - und das in unserem 21. Jahrhundert. In vielen Fällen erleben Tiere durch uns Menschen vielerlei Qual und Leid, Missachtung und zerstörtes Leben.

Jedoch welches Recht haben wir, so gnadenlos, so würdelos, so missachtend, so quälerisch und ausbeutend mit unseren Mitlebewesen umzugehen? Keines! Selbst dann nicht, wenn wir uns als vermeintliche "Krone der Schöpfung" noch so sehr einbilden, betreffs unserer Sprache und Seele, unserer Vernunft und unserer Gefühle im Gegensatz zu Tieren angeblich etwas Besonderes und Einzigartiges zu sein. 

Über all das verfügen die Tiere - unsere Mitgeschöpfe - genauso und oftmals noch intensiver als wir Menschen! Leider sind viele Menschen nicht bereit, diese Tatsache zu akzeptieren und daraus die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen, denn dann müsste der Mensch den Tieren auch ihre Rechte zugestehen.

Aber das lässt unsere menschliche Anmaßung nicht zu! Kein Tier quält und tötet so bewusst und berechnend - und vor allem ohne Notwendigkeit - wie wir Menschen das alltäglich tun bzw. Tag für Tag zulassen oder gar befürworten.

Auch stelle ich immer wieder traurig fest, daß es letztlich nicht besonders viele Menschen gibt, die sich aktiv für eine bessere und weniger leidvolle Welt der Tiere einsetzen. Aber damit noch nicht genug, denn hinzu kommt noch eine viel traurigere Tatsache, nämlich jene, daß Tierfreunde und Tierschützer sehr oft nicht miteinander zusammenarbeiten, nicht gemeinsam an einem Strang ziehen, sondern sich stattdessen oft gegenseitig bekämpfen, beschimpfen und mit Steinen bewerfen.

Was wurde mir da nicht schon alles in Form vernichtender Kritik und boshafter Beleidigungen an meinen Kopf geworfen. Da meldeten sich z.Bsp. mir vertraute Tierfreunde aus einem nicht unweit von meinem Wohnort befindlichen Tierheim und Tierschutzverein zu Wort und verunglimpften meine Tierschutzaktivitäten via Internet als bloße "Unterhaltung" und meinten nicht weniger dummschwätzig, dass Tierschutz mittels Internet doch nur das Produkt von gähnender Langeweile sein kann und wahrhaftig aktive Tierschützer keineswegs im Internet, sondern nur im besagten Tierheim zu finden wären.

Oder ich denke an die ebenso haarsträubenden Ansichten und Äußerungen zweier Damen, die ich dank eines anderen Blogs mehr und mehr etwas näher kennenlernen durfte:  auch diese beiden Tierfreundinnen haben mich rigoros, verächtlich und abwertend in Grund und Boden gestampft und sich nicht gescheut, meine Tierliebe, meine Empfindungen und Ansichten als pure Heuchelei und bloßes Schauspiel zu bezeichnen.

Aber wie entmutigend und niederschmetternd derartige Beleidigungen und an den Haaren herbeigezogene Kritiken auch immer sein mögen: Mein Herz und meine Stimme gehört nach wie vor denen, die keine Stimme haben! Daran wird sich hoffentlich auch niemals etwas ändern - trotz aller Kritik, die dann und wann auf mich niederprasselt, trotz aller Felsbrocken, mit denen mich vermeintlich bessere und wahrhaftigere Tierschützer u. Tierschützerinnen zu bombardieren gedenken.

Dennoch aber ist und bleibt es eine sehr traurige Tatsache, dass sich Tierschützer oft gegenseitig mit giftigen Pfeilen beschießen und dementsprechend gute, nützliche und erfolgsversprechende Tierschutzarbeit oft behindert wird oder gar gänzlich zum Scheitern verurteilt ist.

In einem Song des Tierrechtlers H.Harper wird dieser traurige und beklagenswerte Mangel an notwendiger Einigkeit auf den Punkt gebracht, denn hier heißt es :

Jedes Grüppchen kocht sein Süppchen,
keine Spur von Einigkeit.
Anstatt dessen Konkurrenzkampf
und der pure Futterneid.
Jedes Grüppchen kocht sein Süppchen,
in der Szene herrscht meist Streit.
Anstatt Allianzen fest zu schmieden,
nur Ignoranz und Eitelkeit.
Manches Grüppchen kocht ein Süppchen
bis zur eig’nen Agonie.
Anstatt der Ethik Ziel zu folgen,
siegt die kriminelle Energie. 


Ein Songtext, der es in sich hat, weil er realistisch ist. Ein Songtext, der mich fragen läßt: Warum nur sind wir vernunftbegabten Menschen oft so unvernünftig? Warum nur kocht jeder sein eigenes Süppchen? Ist es denn tatsächlich so schwierig zu begreifen, zu verstehen und sich darüber klar und bewußt zu werden, daß wir nur vereint und gemeinsam die Not vieler Tiere lindern, verbessern und eines Tages möglicherweise ganz und gar beseitigen können?

Auch wenn sich Tierschützer dann und wann gegenseitig mit Kot oder Steinen bewerfen, sich gegenseitig den Respekt verweigern und unter Umständen dauerhaft zerstritten und verfeindet bleiben,  auch wenn man sich angesichts gegenseitiger Diskrepanzen nicht mehr besonders herzlich und freundschaftlich zu begegnen vermag, so bleibt uns allen, denen das Wohlergehen und der Schutz aller leidenden und hilfsbedürftigen Tiere ein Herzensanliegen ist, die nachfolgende Frage nicht erspart :

Für wen schlagen letztlich unsere Herzen? Schlägt es für diejenigen, die ihr Herz längst schon und unausweichlich an ihre Gewinne und Profite verraten und sich somit selbst verloren haben? Schlägt es möglicherweise für diejenigen, die als Folge egoistischen Denkens und Handelns gleichgültig und herzlos geworden sind und daher ein Herz aus Stein haben?

Oder schlägt es stattdessen für die, denen wir unermeßliches Leid und Elend zufügen, denen wir Schreckliches antun und denen gegenüber wir uns alltäglich barbarischer Verbrechen schuldig machen?

Haben wir für alle leidenden Geschöpfe dieser Erde - für leidende Menschen und  für leidende Tiere - überhaupt noch einen wohlwollenden, liebevollen, anteilnehmenden und wertschätzenden Blick?