»Auschwitz fängt da an, wo einer sagt oder denkt: ES SIND JA NUR TIERE.« Theodor W. Adorno, Philosoph, Soziologe (* 11. Sept. 1903 † 06. August 1969)

Mittwoch, 7. Februar 2018

„Menschenschutz“ vs. „Tierschutz“?




Leider immer wieder müssen sich Tierfreunde weise Ratschläge anhören nach dem Tenor, „…man möge die kostbare Zeit doch nicht mit Tieren verplempern, sondern sich um wichtigere Dinge, die „Krone der Schöpfung“, den Menschen kümmern.“

(Siehe z.B. http://www.zeit.de/2015/51/fluechtlinge-krieg-probleme-wohlstand-europa ) 

Mit anklagend erhobenem Zeigefinger und selbst aufgesetztem Heiligenschein immer das gleiche vorwurfsvolle Geschwätz: Weltweit sind Menschen auf der Flucht, hungern eine Milliarde Menschen und alle drei Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen des Hungers. Und hier, mahnen aufgebracht Möchtegern-Gutmenschen, „… sollten sich die Tierschützer doch bitteschön kraftvoll engagieren“. 

An die Adresse solch nörglerischer, im speziesistischen Denken gefangener Besserwisser gewandt: Sie mögen sich einmal an die eigene Nase fassen. Was tun sie eigentlich selbst zum Wohle der Welt, konkret(!) zum Wohle von beklagenswerten Flüchtlingen und hungernden Menschen? Meist setzen sie sich nämlich im Alltagsgeschehen weder für Tiere noch für Menschen ein. 

Warum fordert man analog nicht ähnlich vehement Sportfreunde, Künstler und andere Spezies auf, Tennisschläger, Fußball oder Geige und Malpinsel in die Ecke zu schleudern – und sich stattdessen „kraftvoll“ bei der Rettung all der notleidenden Menschen zu betätigen? Oder erwartet vom Pfarrer, er möge sich um das kostbare körperliche Wohl kümmern – und nötigt den Arzt hingegen, er solle sich doch dem wichtigeren Seelenheil des Menschen widmen ! 

Wieso erwartet man gerade von Tierschützern eine allumfassende, geradezu überirdische Guthaftigkeit ? Was hat die Rettung von Tieren hier, mit einreisenden Flüchtlingen zu tun? Zudem sind viele dieser Zuwanderer nach internationalem Recht nicht als solche anzusehen, sondern als illegal einreisende Asylanten. 

Es ist schlicht perfide, mehr oder weniger sophistisch artikuliert, „Menschenschutz“ gegen „Tierschutz“ ausspielen zu wollen. Im übrigen sind Tierschützer meist auch für Menschen aktiv; eines schließt das andere nicht aus. Es darf nicht heißen entweder oder, sondern sowohl als auch. 

Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen seit langem, dass Serienkiller ihre Aggressionen meist zuerst an Tieren auslassen. Der US-Bundesstaat Kalifornien verlangt so bereits seit 1998, dass Menschen die Tiere misshandeln und quälen, in psychiatrische Behandlung geschickt werden. „Mit einer solchen Zwangstherapie können wir vielleicht die Eskalation der Gewalt stoppen“, so Gouverneur Pete Wilson nach Verabschiedung des Gesetzes. Indirekt resultiert aus Tierschutz letztlich auch Menschenschutz. 

Lassen wir uns also bei unserem Einsatz für unsere tierischen Mitgeschöpfe – die wirklich Ärmsten der Armen (sic!) – nicht beirren. Jeremy Bentham (1748-1832): „Wesentlich ist nicht die Zahl der Beine, die Behaarung, oder Farbe der Haut (…) Ein erwachsenes Pferd oder ein erwachsener Hund sind weitaus verständiger als ein Kind, das einen Tag, eine Woche, oder sogar einen Monat alt ist. Doch selbst wenn das nicht so wäre, was würde das ändern? Die Frage ist nicht, können sie denken oder sprechen, sondern – können sie leiden ?“ 

Fleischesser hier, müssen sich im Zusammenhang mit Flucht und dem Hunger in der Welt, mit dem Vorwurf „Das Vieh der Reichen hier frisst das Brot der Armen“ indes endlich ernsthafter auseinandersetzten. Für die Bäuche der Menschen werden jährlich 50000000000 Tiere (ohne Fische) „produziert“, um nach kurzer Zeit mehr oder minder grausam vom Leben zu Tode befördert zu werden. 

Wir, in den sogenannten Wohlstandsländern, versinken in subventionierten Milchseen, in Butter- und Fleischbergen. Doch um 1 kg(!) Fleisch zu „erzeugen“ benötigt man zwischen 7 – 16 kg Pflanzennahrung und ca. 10.000 – 20 000 Liter Wasser. 50 % des Getreides und 90 % der Sojaproduktion werden so weltweit sträflich verschwenderisch an „Nutztiere“ zur „Fleischgewinnung“ verfüttert. 

Bei vegetarischer/veganer Lebensweise wäre für alle Hungernden genug Nahrung vorhanden!
Und zuletzt: Leben nicht alle Tiere gleichermaßen gerne? Wieso echauffiert man sich beispielsweise pharisäerhaft über Chinesen, die Hunde essen? Warum konstruiert man einen Unterschied zwischen Hund und Katz – und Huhn, Schwein und Rind. Weshalb streichelt man die einen – frisst aber die andern? 

Fazit: Moral und Ethik dürfen nicht willkürlich – mit Hornhaut auf den Empathie-Gehirnwindungen und anthropozentrischem Denken – nach Belieben zusammengebastelt werden. Engagement für Menschen und Tiere ist gleichermaßen wichtig und notwendig – zweckmäßigerweise im Alltagsgeschehen oft aber per sinnvoller, karitativer Arbeitsteilung der Helfer. 

Quelle: huffingtonpost.de










Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen