»Auschwitz fängt da an, wo einer sagt oder denkt: ES SIND JA NUR TIERE.« Theodor W. Adorno, Philosoph, Soziologe (* 11. Sept. 1903 † 06. August 1969)

Freitag, 24. Juli 2015

Schlachttiere sterben nicht selten sehr qualvoll

Das Tier in der engen Betäubungsbox hat grosse Angst. Zwischen seinen weit aufgerissenen Augen presst ihm ein Mann das Bolzenschussgerät an die Stirn und drückt ab. Das Rind bricht zusammen, rappelt sich auf wackeligen Beinen wieder auf. Noch einmal schießt der Mann, doch es hebt noch den Kopf, als ein Metallschieber es aus der Box befördert. Das Tier zuckt und windet sich, als eine Kette um sein Hinterbein geschlungen und es vom Fließband hochgezogen wird. Es ist noch immer nicht völlig ohne Bewusstsein, als ein Kopfschlächter das Messer ansetzt, um es durch einen Stich ausbluten zu lassen.

Eine Szene aus einem deutschen Schlachthof und beileibe kein Einzelfall bei millionenfachen Rindern, die Jahr für Jahr in Deutschland geschlachtet werden. Rinder werden durch einen Bolzenschuss in den Kopf betäubt. Dieser Bolzenschuss soll sie "wahrnehmungs - und empfindungslos" machen, wie es das Gesetz verlangt, bevor sie - wie alle anderen Schlachttiere auch - durch Blutentzug getötet werden.

Die oben geschilderte Szene macht jedoch klar und deutlich, dass dieser Bolzenschuss nicht immer funktioniert und alltäglich bei einigen Tieren seine Wirkung verfehlt. Hinzu kommt, das für das Töten eines Rindes in den Schlachthöfen nur wenig Zeit vorgesehen ist und weitere Betäubungsversuche nur den Betrieb aufhalten und sämtliche auf Akkord getrimmten Abläufe behindern.

Kein Wunder also: so manches Tier ist noch bei Bewusstsein, wenn es aus der Betäubungsbox geschoben und abgeschlachtet wird. Solcherlei Verstöße gegen die Schlachtverordnung sind skandalös, jedoch  wo kein Kläger ist, dort ist meistens auch kein Richter. Tierschützer, denen es gelingt, dann und wann Schlachthöfe unter die Lupe zu nehmen, stellen auch oftmals fest,  dass nicht nur Rinder auf derart qualvolle Weise geschlachtet werden, sondern auch Schweine und andere Tiere.

Übrigens: allein in Deutschland wurden noch nie so viele Schweine geschlachtet und verarbeitet wie in den vergangenen Jahren. Und dies auf Hochtouren, bis an die Kapazitätsgrenzen. Moderne Fleischfabriken machen dies möglich und vermögen pro Tag 20.000 Tiere zu schlachten. Schweine werden allerdings nicht mit Bolzenschüssen, sondern mit Strom oder Gas betäubt. Die Elektrozange, die ein Schlächter in kleineren Schlachthöfen einem Schwein noch hinter die Ohren hält, ist in Großbetrieben schon längst nicht mehr effektiv, weil hier im Sekundentakt getötet werden muss.

Wie aber auch immer die Betäubung gehandhabt wird: In vielen Schlachthöfen, so die Vorwürfe von Experten, komme es vor, dass Schweine, die bereits schon am Fließband hängen, versehentlich überhaupt nicht oder nicht richtig abgestochen werden. Solche Tiere erwachen auf dem Weg ins Brühbad wieder aus ihrer Betäubung und erleiden in diesem Brühbad einen schrecklichen, grausamen Tod.

Jedes Jahr, so haben Untersuchungen ergeben, geraten etwa eine halbe Million Schweine lebend in die Brühanlagen. Welch furchtbare Schmerzen muß wohl ein Tier über sich ergehen lassen und welch einen grausamen Todeskampf muss es durchleiden, wenn es noch lebendig im kochenden Dampfbad verbrühen muss?

Fehlbetäubungen und grausame Schlachtvorgänge sind also keine Seltenheit in den Schlachtbetrieben. Letztlich sind aber nicht nur diese Fehlbetäubungen skandalös, sondern nicht weniger schlimm, verwerflich, unmoralisch und unmenschlich ist die traurige Tatsache, dass Tiere überhaupt geschlachtet und als sogenannte "Nutztiere" zu einer bloßen Ware degradiert werden.


Und selbst dann, wenn es keine Fehlbetäubungen in den Schlachthöfen geben würde: 
Woher nehmen wir Menschen uns eigentlich das Recht, Tiere um unserer gewissenlosen Freßsucht willen in Massentierhaltungsfabriken zu mästen, zu quälen, zu peinigen und schliesslich brutal, barbarisch und grausam zu töten, zu ermorden und abzuschlachten? Dieses Recht finden wir weder in unseren Bäuchen noch in unseren Gewohnheiten und Traditionen.

Und weil wir in einem Land leben, in dem die sogenannten "christlichen Werte" von Kirche und  Politik himmelhochjauchzend verehrt und verteidigt werden, möchte ich hinzufügen: Wir finden dieses Recht auch nie und nimmer in der Bibel oder in anderen religiösen Schriften, denn falls es einen vollkommenen, allmächtigen und allgütigen Gott tatsächlich geben sollte, dann wäre dieser Gott mit Sicherheit nicht jener Gott, den uns die Bibel einzuhämmern, vorzugaukeln und zu verkündigen bemüht ist, denn der biblische Gott ist ein grausamer und ungerechter Gott.

Und ich spinne diesen Faden noch ein wenig weiter, denn wenn es tatsächlich diesen Gott geben sollte, der sich laut christlicher Überzeugung und kirchlicher Lehre in der Bibel uns Menschen offenbart hat, dann ist letztlich alles, was die angeblich vom Heiligen Geist erfüllten und durchdrungenen Propheten und anderen Märchenerzähler der Bibel in ihrer tierverachtenden Position und Denkweise über diese vermeintlichen Rechte predigten und verkündigten, die größte Gotteslästerung, die man sich vorstellen kann.

Nein, aus dem Nichts heraus hat der Mensch dieses vermeintliche Recht einfach an sich gerissen, weil nicht irgendein Gott, sondern der Teufel höchstpersönlich der "Krone der Schöpfung" ins Gehirn eingetrichtert hat, sich hemmungslos alles erlauben und herausnehmen  zu dürfen. Welch ein Zeugnis menschlicher Arroganz, Tiere schonungslos auszubeuten, sie zu quälen, ihnen Leid zuzufügen und ihnen schliesslich um einiger Gelüste und gewohnheitsmäßigen Bedürfnisse willen auf grausame Art und Weise das Leben zu nehmen.

Es will einfach nicht hineinpassen in meinen Kopf: dies alles ereignet sich im 21.Jahrhundert Tag für Tag und Stunde für Stunde im "Kulturland" Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt. Und jene, die vieles ändern könnten, wenn sie es nur wollten, nämlich unsere "ehrenwerten Volksvertreter und Politiker, die uns Regierenden in den oberen Etagen, verschanzen und verkrümeln sich angesichts steinzeitlicher Grausamkeiten und Foltermethoden hinter dem angeblich "besten Tierschutzgesetz der Welt" und den somit geltenden tierschutzgerechten Richtlinien.


Doch wie gut, nützlich und sinnvoll ist dieses Tierschutzgesetz eigentlich und letztlich, wenn es aus Rücksichtnahme auf religiöse Traditionen und Überzeugungen das Schächten von Tieren zuläßt oder das Kastrieren und andere schmerzliche Eingriffe ohne Betäubung der betroffenen Tiere erlaubt? Das Wohlergehen und der erforderliche Schutz unzählig vieler Tiere - wird dies nicht alles tagtäglich mit Füßen getreten?

Und andererseits hat es sich doch auch längst schon  herumgesprochen, dass Verstöße gegen das bestehende Tierschutzgesetz meist nur harmlos, ungenügend und lächerlich geringfügig strafrechtlich verfolgt werden. Tiere zu quälen ist in unserer Gesellschaft offenbar weniger schlimm als eine Bank auszurauben oder einen Menschen ins Gesicht zu spucken und als ein "Arschloch" zu bezeichnen.

Aber wie auch immer: die Politiker könnten vieles ändern, wenn sie es nur wollten. Die Verbrechen in den Massentierhaltungsfabriken, die Verbrechen während der Tiertransporte und in den Schlachthöfen sind seit Jahrzehnten bekannt. Aber ist das Bekämpfen dieser Verbrechen tatsächlich die Aufgabe von Tierschützern? Nein, es ist doch wohl mehr die Aufgabe unserer Politiker. Oder? Wahrhaftig: Diese Welt - sie ist ein Irrenhaus! Alle wissen es und alle machen mit.

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