»Auschwitz fängt da an, wo einer sagt oder denkt: ES SIND JA NUR TIERE.« Theodor W. Adorno, Philosoph, Soziologe (* 11. Sept. 1903 † 06. August 1969)

Freitag, 19. Juni 2015

Homo sapiens quo vadis ?

Nachdenkenswertes von Peter H. Arras,
dem Geschäftsführer der Tierschutzorganisation AKT :

„Am liebsten würde ich die Menschheit auf den Mond schießen“.
„Ach, würde die Menschheit doch aussterben“.
„Würde doch eine Seuche die bestialische Menschheit auslöschen“.

Solche Auffassungen habe ich in all den Jahren meiner Tierschutzarbeit unzählige Male immer wieder von Kollegen gehört. Und oft gab es Situationen, in denen ich auch so gedacht habe. Dass es zu viele Menschen gibt, das beklagte schon Prof. Grzimek in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts – da waren wir „nur“ 2,5 Mrd. Hätte man damals auf ihn gehört, anstatt ihn für seine Position zu verhöhnen, indem man ihm Menschenfeindlichkeit unterstellte, wäre es noch möglich gewesen, mit der Natur unseren Frieden zu machen und uns harmonisch in die Biosphäre zu integrieren (extensive Landwirtschaft, bescheidene Lebensführung, Bedarfsdeckungswirtschaft, Kreislaufwirtschaftssystem, Vegetarismus und Veganismus, Liebe zu allen Wesen, Glück in Bescheidenheit und Friede im Herzen und auf der Welt – kurzum paradiesische Verhältnisse).

Aber die Menschen wollten es anders: Globalisierter Kapitalismus bis zum Anschlag, Imperialismus, Ausbeutung, Kriege, Zerstörung der Mitwelt, Versklavung der Mitlebewesen – ihr wisst es doch selbst. Heute sind wir 7 Mrd. und 2050 werden wir 9 Mrd. sein. Wir haben keine Globalregierung diktatorischer Prägung, die die weitere Vermehrung der Menschen verbieten könnte. Wir werden nicht verhindern können, dass unsere Population weiter anwächst und diese Welt vollends besetzt und ruiniert. 

Wir kennen die gegenwärtige Situation und können uns ausrechnen, wie es weiter gehen wird –  es wird immer schlimmer. Die Tiere und auch die Pflanzen werden noch stärker ausgebeutet, Restnatur zerstört und Kriege um die letzten Nähr- und Rohstoffe werden ausbrechen. Das Klima wird uns Ernteausfälle und Ausbreitung der Wüsten bescheren – es hat ja schon angefangen: Hagel in China, Überflutungen in Kalifornien, Australien und Pakistan, Dürre und Wald- und Torfbrände in Russland und der Ukraine, arktische Winter in Mitteleuropa, Abschmelzen der Pole und Gletscher – das alles ist erst der Anfang.

Jedem, dem es wirklich um das Überleben der Tiere und der Natur geht, kommt nicht umhin, dass die Menschen entweder auf der Stelle aussterben oder den Planeten verlassen müssten, wenn das Unheil noch abgewendet werden soll. Aber wir sind hier gefangen, und die Mitwelt ist von uns gefangen, wird weiter ausgepresst und ausgebeutet – ohne Rücksicht auf Verluste.
 
Selbst wenn wir in Europa nun extensive Methoden einführen und mehr Tierschutz, Naturschutz, Biodiversität etc. – die Schwellenländer fahren den diametral entgegengesetzten Kurs und sie sind heute schon in der Mehrzahl. Altkanzler Schmidt hat einmal gesagt, dass nur noch ein Fünftel der Menschen Europäer sein werden – wir werden zur bedeutungslosen Minderheit werden – schon in wenigen Jahrzehnten.

Je größer die Not der Menschen in naher Zukunft werden wird, um so gnadenloser wird die Tier- und Mitwelt ausgebeutet, versklavt und vernichtet. Wer möchte all das bestreiten? Die einzige Möglichkeit, dies abzuwenden besteht einzig und alleine darin, dass wir Menschen uns von der Natur so weit wie möglich separieren und die Biosphäre auf diese Weise von unserem destruktiven Einfluss befreien. Wir haben inzwischen die technologischen Möglichkeiten und das Know-how hierzu – die genauen Verfahren müssen nur noch entwickelt werden. Solange die westliche Welt noch den wirtschaftlichen und politischen Einfluss hat, muss sie alles daran setzen, solche Technologien zu entwickeln und zu etablieren.

Nostalgisch –idealistische Vorstellungen von einer friedfertigen Menschheit, die harmonisch mit der Mitwelt verbunden ist, sind Wahnvorstellungen, die nur jene in sich tragen können, die die knallharten Realitäten nicht wahrhaben wollen. Die ältesten wissenschaftlichen Schriften, die Veden, Yoga und Ayurveda wurden in Zeiten geschrieben, als es nur wenige Millionen Menschen auf der Erde gab – ihre Lehren taugen leider nicht mehr dazu, die Probleme der heutigen Zeit einer wirklichen, praktikablen Lösung zuzuführen, denn die Menschen haben sich mental längst von der Mitwelt entfernt – der Grad an Dekadenz und Charakterstörung ist weltweit sprunghaft angestiegen. Dasselbe gilt auch für andere Lehren aus früherer Zeit.
 
Wenn wir Menschen es nicht hinbekommen, unsere gepeinigte Mitwelt vor uns selbst zu schützen, indem wir sie in Ruhe lassen, damit sie heilen kann und den Müll, den wir fabriziert haben, wegräumen (verstoffwechseln) kann, dann wird unsere Welt ein Jammertal und ein unwirtlicher Ort für alle Lebewesen, der unsere schlimmsten Befürchtungen übersteigen wird.

Wenn man sich die Erde als einen Organismus vorstellt, dann sind wir die Parasiten, die Krankheitserreger, die ihn befallen haben, ihn auszehren und ihn organisch vergiften. Jeder würde einen so stark erkrankten Patienten von seinen Parasiten und von seiner Infektion befreien, damit er wieder gesund werden kann. Da wir Menschen nicht entfernt werden können und uns selbst nicht entfernen können, ist einzig die weitestgehende Separation vom Stoffwechsel der Biosphäre vorzunehmen – und das geht nur mit Methoden, wie sie die Bioreaktor- Technologie ermöglicht. 

Wem es wirklich um die Tiere und alle Mitlebewesen auf unserer Welt geht, kann gar nicht anders, als diese Tatsachen in ihrer ganzen Tragweite anzuerkennen. Die Tier- und Mitwelt will nicht ein wenig weniger misshandelt und ausgebeutet werden – sie will von uns in Ruhe gelassen werden, denn dies ist auch ihre Welt – über die wir Menschen jahrhundertelang Angst und Schrecken ausgerichtet haben. Die Nichtmenschen stellen die Mehrheit aller Bewohner auf dieser Welt, die nicht die Welt der Menschen ist und es noch niemals war! Es wird für uns Zeit, beiseite zu treten und uns endlich zurück zu nehmen!

Peter H. Arras

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen