»Auschwitz fängt da an, wo einer sagt oder denkt: ES SIND JA NUR TIERE.« Theodor W. Adorno, Philosoph, Soziologe (* 11. Sept. 1903 † 06. August 1969)

Sonntag, 12. Juli 2015

Über die Schwulenfeindlichkeit der Kirchen und Religionen (Teil 2)

Auch heute noch wird es in den Kirchen und christlichen Gemeinschaften hundertfach gepredigt, dass Homosexualität eine der schlimmsten Sünden sei. Dieses törichte Denken jedoch ist nur das Resultat jahrhundertelanger christlicher Irrlehre. Nicht der Homosexuelle ist nämlich krank und sündhaft, sondern sündhaft handeln einzig und allein diejenigen, die Homosexuelle abwerten und unermüdlich mit ihren Vorurteilen verfolgen. Nicht die gleichgeschlechtliche Liebe ist Sünde, sondern Sünde ist und bleibt es vielmehr, dass gerade die Kirche andersdenkende und andersfühlende Mitmenschen in Einsamkeit und Verzweiflung hineintreibt und viele erschütternde Lebensschicksale zu verantworten hat.

Es ist ganz gewiss keine „Sünde“, wenn ein Mann einen anderen Mann bzw. eine Frau eine andere Frau liebt. Sünde ist es jedoch, wenn diese sexuelle Ausdrucksform von religiösen Schwachköpfen und anderen gehirnamputierten Besserwissern immer noch als unnatürlich, als unnormal, als krankhaft und sündhaft abgewertet wird.

Die eigentliche Sünde ist, dass keineswegs wenige  Menschen so viele beschwerte Gewissen von Generationen homosexuell empfindender Menschen auf ihren Schultern tragen. Was Kirche und Gesellschaft  an Liebe und Verstehen ihren homosexuellen Mitmenschen gegenüber versäumt haben, ist wohl auch kaum wieder gutzumachen.

Maßstab ist nie und nimmer die sexuelle Orientierung eines Menschen, sondern wohl eher, wie ein Mensch sein Leben nach dem Maßstab der Liebe gelebt hat. Um so bestürzender ist allerdings der verhärtete und uneinsichtige Standpunkt christlicher Zeitgenossen und biblischer Apologeten.  

Stets mit der Bibel argumentierend hat die Kirche sehr vielen Menschen eingeredet, die Sexualität sei nur für die Fortpflanzung bestimmt und nur in der Ehe erlaubt. Die Kirche predigte jahrhundertelang, wir Menschen müssten unsere Sexualität zügeln mit Hilfe des Geistes, um unsere unsterbliche Seele rein zu erhalten. Und die Kirche predigte und predigt es auch noch heute, Sexualität dürfe es nur zwischen den verschiedenen Geschlechtern geben, niemals aber mit dem gleichen Geschlecht und auch niemals mit sich selbst. Und diese Sexualmoral wurde vielen Menschen eingehämmert und eingetrichtert und so hat die Kirche immer wieder viele Menschen dazu gebracht, sich ihrem eigenen Körper zu entfremden.

Ein ebenso schauriges Märchen lehrte uns die Kirche, indem sie predigte und verkündigte, dass Sexualität nur zwecks Fortpflanzung erlaubt sei. Doch jeder gesunde Menschenverstand sträubt sich gegen diese Unwahrheit, denn Sexualität ist weit mehr als nur Fortpflanzung, nämlich auch menschliches Kommunikationsmittel ähnlich unserer Sprache. Sie ist mehr als nur ein Naturtrieb, mehr als nur Geschlechtsverkehr, denn sie hat viele Ausdrucksformen der Zärtlichkeit. Sie ist Sprache unserer Sinne und unseres Körpers. Wer demnach Sexualität allein auf Fortpflanzung beschränkt, verstümmelt sie als vermeintlich gute Gabe Gottes.

Kein Wunder also, dass alle Formen jener Sexualität, die nicht der Zeugung dienen, wie z.Bsp. Homosexualität oder auch Selbstbefriedigung, aufgrund der christlichen Lehre als unnatürlich gelten müssen. Durch diese Sexualmoral wurden und werden auch heutzutage noch viele Menschen, die derartigen Bibel-Fanatikern ausgeliefert sind, immer wieder neu aus - und eingesperrt.

Eingesperrt sind die Heteros, denn sie werden gezwungen, ihre Neigungen zu verdrängen gegenüber den eigenen Geschlechtsgenossen und alle zärtlichen und wärmeren Empfindungen für sie zu unterdrücken und zu verbergen. Ausgesperrt dagegen sind die Homosexuellen, weil sie dem Zwang zur Heterosexualität nicht entsprechen können.

Statt die Menschen zu ermutigen, hat die Kirche im Verlauf ihrer Geschichte meist nur Verbote aufgestellt. Sexualität wurde oft mit etwas Sündhaften in Verbindung gebracht und das ist tief in die Gehirnzellen vieler Menschen eingedrungen.

Kirche? Nein, Danke! Diese Kirche hat viele Menschen in Schuldgefühle gestürzt, in ihrer Beziehungsfähigkeit behindert und diese Beziehungsfähigkeit vielleicht sogar zerstört. Die Kirche hat Angst und Zerrüttung in das Leben vieler Betroffenen gebracht und deren Seele krank gemacht.

Wie merkwürdig: Das Neue Testament spricht von den Werken des Fleisches und der Sünde, die aber nirgends so deutlich zu fassen sind wie in der Kirche selbst. Ja, die Macht der Sünde ist nirgendwo so unheimlich wie in dem Raum, wo eigentlich Liebe, Frieden und Freude herrschen sollten.

Auch verstehe ich sehr gut, warum und weshalb so viele christliche Besserwisser stur und beharrlich daran festhalten, dass Homosexualität etwas sehr Sündhaftes sei. Es darf eben einfach nicht wahr sein und auch niemals wahr werden, dass die Bibel, die angeblich „Heilige Schrift“, das angebliche „Wort Gottes“, hier und dort auch einmal Unrecht haben könnte.

Wie aber kann etwas „Sünde“ sein, für das sich die Betroffenen nie und nimmer freiwillig entschieden haben? Kein Schwuler möchte zunächst schwul sein. Man ist es einfach, so sehr man sich auch dagegen wehrt. Wie kann es Sünde sein, einen Menschen zu lieben? Für derartige Fragen und Überlegungen jedoch ist in den Hirnen und Köpfen vieler Menschen keinerlei Platz und somit werden Homosexuelle entweder übersehen, vergessen oder totgeschwiegen.

Viele Menschen ertragen es, wenn Menschen sich Schlimmes zufügen, aber sie sind entsetzt, wenn zwei Männer oder zwei Frauen sich lieben. So meinen und glauben immer noch viele Leute, Homosexualität sei etwas furchtbar Unnatürliches. Doch dieses Denken ist anmaßend und hochmütig, denn hier glauben Menschen, festlegen zu können, was natürlich und was unnatürlich ist. Und hierbei haben Nichtchristen meist unbewusst und unbemerkt die kirchliche Lehre übernommen und gläubige Menschen berufen sich bezüglich ihrer Verurteilung von Homosexualität immer noch auf biblische Aussagen und Argumentationen.

Fortsetzung im dritten Teil dieser Beitrags-Reihe ..........

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