»Auschwitz fängt da an, wo einer sagt oder denkt: ES SIND JA NUR TIERE.« Theodor W. Adorno, Philosoph, Soziologe (* 11. Sept. 1903 † 06. August 1969)

Dienstag, 14. Juli 2015

Über die Schwulenfeindlichkeit der Kirchen und Religionen (Teil 3)

 
Was sagt die Bibel eigentlich zur Homosexualität?

Zunächst ist diese Frage völlig falsch gestellt und muss demnach also korrigiert und ganz anders formuliert werden: Was sagt diese Bibel über gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen?
 
Hier gilt: Über gleichgeschlechtlichen Sexualverkehr gibt es mehrere Bibelstellen, jedoch über gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen berichtet die Bibel nur an einer einzigen Stelle: es handelt sich hierbei um die Freundschaft zwischen David und Jonathan in 1.Sam.20. David liebt seinen Freund Jonathan über alles, sie küssen sich und weinen umeinander über die Maßen. Als Jonathan in einer Schlacht fällt, singt David ihm ein Klagelied: Mein Bruder Jonathan, mein bester Freund, voll Schmerz und Trauer weine ich um dich, denn deine Freundschaft hat mir mehr bedeutet als Frauenliebe je bedeuten kann!


In der Lutherübersetzung kommt es noch drastischer zum Ausdruck: „Ich habe große Freude und Wonne an dir gehabt und deine Liebe ist mir wundersamer gewesen als Frauenliebe ist.“ Hier wird nirgendwo von Homosexualität gesprochen, aber von einer stark gefühlsmäßigen und sehr zärtlichen Beziehung zwischen zwei Menschen des gleichen Geschlechts; hier wird beschrieben, was wir Liebe und Zuneigung nennen.
 
Doch kaum ein Christ stößt sich an dieser biblischen Geschichte und kein Christ ist entsetzt darüber, dass sich dieser David und Jonathan gegenseitig küssten, sondern es wird heuchlerisch und verlogen als etwas ganz Normales zwischen zwei guten Freunden empfunden. Wie haarsträubend, sich derart töricht und hirnlos aus den Verstrickungen von Lüge und Heuchelei herauswinden zu wollen.

Mit keinem einzigen Wort wird diese Liebe zwischen David und Jonathan in der Bibel als Sünde, als Unzucht oder Perversion verurteilt oder verunglimpft. Und was praktizieren auch heute noch die christlichen Gegner der Homosexualität? Mit großer Vorliebe werden stets nur die anderen Bibelstellen zitiert, in denen nicht von wirklichen Homosexuellen, sondern vielmehr von den sogenannten Knabenschändern die Rede ist. Wer aber mit derartigen Bibelstellen gegen die Homosexualität argumentiert, hat bisher noch nicht kapiert und begriffen, was Homosexualität eigentlich ist und wirklich bedeutet. 
 
In keiner einzigen dieser oftmals zitierten Bibelstellen ist nämlich von einer individuellen, personalen Beziehung die Rede, sondern stets nur von einer in keinem personalen Zusammenhang stehenden Sexualpraxis. Sexualität als Ausdruck von Zuneigung und Liebe haben diese Bibelstellen nicht im Blick. Und hier wird sehr deutlich, dass die Bibel nicht gegen Liebesbeziehungen zwischen Menschen des gleichen Geschlechts ins Feld geführt werden kann.

Im Neuen Testament ist es vorwiegend der Apostel Paulus, der homosexuelle Praktiken anprangert und verurteilt. Leider wird das Problem der relativ unkorrigierbaren Homosexualität von diesem Paulus weder erkannt noch gesehen und wahrgenommen. Dieser angeblich vom „Heiligen Geist“ Gottes erfüllte Paulus weiß offenbar noch nicht, was inzwischen längst erwiesen ist, dass nämlich der Homosexuelle nicht aus seiner Haut herausschlüpfen kann wie aus einem Oberhemd. Für diesen Paulus steht fest, dass die Homosexualität nur einer Laune des Betreffenden entspricht. Und so wie dieser Paulus dachte, so denken auch heute noch viele Christen und Nichtchristen. Wer jedoch derartig über wirkliche Homosexualität urteilt, muss sich eines Besseren belehren lassen und unterliegt einem großen, gewaltigen Irrtum.

Von der christlichen Lehre infiziert, ist Homosexualität für viele Menschen immer noch eine willkürliche Praxis und somit leben diese Menschen in dem Irrtum, dass diese Neigung jederzeit aufgegeben werden könnte, dass der Homosexuelle durchaus auch heterosexuell fühlen und leben könnte. Die Realität ist jedoch, dass Schwulsein keineswegs eine willkürliche Praxis ist und auch nicht gegen Heterosexualität ausgetauscht zu werden vermag.

Wer diesen Irrtum also immer noch hegt und pflegt, sollte sich einmal ernsthaft fragen und prüfen, ob es ihm als Heterosexuellen wohl möglich ist, seine Heterosexualität gegen Homosexualität auszutauschen. Aber genau das verlangt und erwartet die Umwelt nicht selten von den „sündhaften“ Homosexuellen. Kein Hetero vermag homosexuell zu fühlen und zu leben, jedoch den Homosexuellen wird zugemutet, heterosexuell fühlen und leben zu können.

Fazit: Wie verlogen, wie unverantwortlich und inkonsequent viele Menschen doch sind. Wer jedoch wirklich ein „Mensch“ sein möchte, der sollte sich schnellstens und endgültig auf die Seite homosexuell liebender Menschen stellen und diese zum Leben ermutigen, anstatt Ängste in ihnen zu erzeugen. Wer wirklich als „Mensch“ leben und handeln möchte, der sollte nicht länger biblische Texte zur Herrschaft über andere benutzen.
 
Und alle Menschen und ganz besonders alle Christen sollten schnellstens lernen und kapieren: Wie der Geist weht, wo er will, so weht auch die Liebe, wo sie will ! Doch Christen sind leider meist aus einem anderen Holz geschnitzt, was nachfolgende Beispiele und Aussagen christlich/religiöser Hohlköpfe deutlich belegen:
„Das auf dem Kirchentag Homosexuelle vertreten waren, zeigt, dass hier nicht der Geist Gottes, sondern der Geist aus der Tiefe am Werke war“.

„Der Homosexuelle kann Vergebung erlangen, wenn er seine Schuld für seine Verkehrtheit bekennt“.

„Die Anerkennung der Homosexualität wäre ein Schlag ins Gesicht eines jeden normalen und gesunden Menschen und eine Schande für unseren Kulturstaat“.

“Wenn wir Christen die Homosexualität akzeptieren, dann werden wir schuldig“.

Wie können Christen derartige Worte überhaupt schreiben und in den Mund nehmen? Wie sind solche Aussagen von Christen wohl letztlich mit dem Liebesgebot ihres Herrn und Meisters vereinbar? Solche Worte treiben den Homosexuellen in die Heuchelei, in die Angst, in die Abwehr. Dennoch wird stur und beharrlich daran festgehalten: wer Homosexualität bejaht, toleriert und akzeptiert, handelt unbiblisch, unchristlich, versündigt sich und macht sich schuldig.

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