»Auschwitz fängt da an, wo einer sagt oder denkt: ES SIND JA NUR TIERE.« Theodor W. Adorno, Philosoph, Soziologe (* 11. Sept. 1903 † 06. August 1969)

Freitag, 8. Mai 2015

Der Sohn des Jägers (Teil 1)

Ein Essay der Empörung über die grünberockten Lustmörder in Wald und Flur

Von Dr. Gunter Bleibohm

Es ist völlig sinnlos, sich mit ihnen darüber zu unterhalten.
Sie verstehen es nicht, sie können es nicht verstehen, denkt er, sie hören es, aber es sickert nicht in das Herz, in den Verstand, ergreift  nicht ihr Denken, noch weniger ihr Handeln  und sie wollen es auch nicht verstehen und werden es auch in nächster Zukunft nicht verstehen. Es ist genauso nutzlos mit ihnen über Ethik zu reden, über ethisches Verhalten zu diskutieren, weil sie es nicht begreifen, ist es doch von ihren stupiden Verhaltensweisen, von dem, was sie von ihren Eltern und Großeltern gelernt und übernommen haben, weiter entfernt, als die Lebensbedingungen eines Millionärs vom harten Existenzkampf der Menschen in einer römischen Vorstadthochhaussiedlung.

Bei den Großeltern, überlegt er sich, hört bei ihnen die Geschichte meist auf, findet dort ihr schnelles Ende, obwohl ihr Verhalten mit seinem barbarischen Vernichtungstrieb  in vormenschliche Zeiten zurückreicht und sie hier eigentlich ihre geistige Heimat haben. Ihre heutige Heimat zieht ihre Kraft aus faschistischen Wurzeln, grüne Uniform, optischer Einheitsbrei, horden- und herdenweises Auftreten, ihre auftrumpfende und abstoßende Art mit plumper Rechthaberei, ihre protzige Selbstherrlichkeit im Wald, bei Veranstaltungen, in den Blutandachten der Hubertusmessen, das Gehabe von Herrenmenschen, stolz auf ihre Privilegien; die faschistoide Herkunft ist unleugbar, springt ins Auge, ist manifestiert in einem Gesetz, das aus dem Herzen der Menschenverachtung, aus der Tiefe der Lebensvernichtung stammt.  Ihm fällt sofort das Wort der Parkplatzwächtermentalität ein. Gib einem kleinen Geist kleine Macht und du erlebst einen kleinen Diktator, denkt er. Sie müssen herdenweise dahergehen, sie können nicht anders, sind sie doch allein ihrer eigenen Jämmerlichkeit ausgesetzt, sie müssen marodierend durch Wald und Flur ziehen, die kleinen Diktatoren, um eine Triebbefriedigung im Machtrausch des Tötens zu erleben, die kleinen Herren, die nicht resozialisierbaren Triebtäter, die pathologischen Wiederholungstäter, die Onanisten des Todes.

Ethik ist ihnen ein Graus, so seine Schlussfolgerung, als Gebrabbel dieser Neunmalklugen gebrandmarkt, ein Geschwätz der Städter, die sich im dumpfen Dorfmief, in der auflauernden, gegenseitigen Beobachtung der Klein- und Kleinststädte nicht wohlfühlen, ein Geplapper dieser Besserwisser, die eine kleinkarierte Lebensauffassung - die kleinen und großen Karos darin in schwarz, in braun und kirchenviolett - nicht nachvollziehen wollen.

Was sagt den Grünberockten Empathie, was sagt ihnen Ethik auch? Was sagen ihnen diese Worte, die aus einer Welt fern ihres provinziellen Stumpfsinns herüberklingen, diese Worte, die meinen, dass ein Tier, ebenso leidet wie ein Mensch, dass ein Tier ebenso ein Recht auf Leben hat? Diese Worte, die fordern, dass tierisches Leben nicht für ein  Ausleben von triebhaften Machtgefühlen und niedersten Tötungsinstinkten eines Kleingeistes missbraucht werden darf, diese Worte sagen ihnen nichts, erreichen sie nicht in ihrer schmutzigen Gesinnung.  Sie missbrauchen ihre schmutzige Gesinnung dazu, ihre Tötungslust ungehemmt auszutoben, sie lügen alle Fakten für ihre gemeinen und niedrigen Zwecke um. Kein Vorwand ist primitiv genug, den Vernichtungstrieb, die Tötungslust zu rechtfertigen, aber wie sollte er auch durchdacht sein aus dem Hirn eines Wesens, dem triebhafte Instinkte Intellekt ersetzen.

Für Volk und Vaterland wirft sich die grüne Horde dem Angriff der Wildschweine entgegen und rettet das menschliche Leben vor dem Fuchsbandwurm, tötet aus faschistisch-brauner Gewohnheit die Zuwanderer, die in seinem deutschen Wald, in seinem deutschen Freizeitschiesskino kein Lebensrecht haben dürfen, wie Waschbären, wie Nilgänse. Könnte er nur, wie ihm der Sinn steht, die Zuwanderung wäre beendet für alle Neuankömmlinge, auch wenn er seinen Artenwahn heute nur noch an Tieren ausleben kann und ihm die Gleichwertigkeit von Leben keine Bedeutung hat, schon gar nicht die Gleichwertigkeit im menschlichen und tierischen Leid zu erkennen vermag. Ich vernichte, also bin ich, so sein credo, auch wenn ich klein und dumm und ungebildet bin, gerade dann muss ich töten und meine kleine, gemeine Niedrigkeit mit Vernichtung anderer, über die ich armselige Kreatur noch Macht zu haben glaube, rechtfertigen.

Aber Ethik betrifft nicht allein die Ehrfurcht vor dem Leben, Ethik betrifft auch die Redlichkeit, die Tugend eines Menschen gegen sich selbst. Ethik bleibt ihnen ein Fremdwort schon deshalb, denkt er, weil diese Zurückgebliebenen der menschlichen Höherentwicklung sich selbst und ihre Mitmenschen permanent täuschen und belügen. Sie schieben Gründe jeglicher Art vor, einen Tötungstrieb ausleben zu können, diese Süchtigen der Vernichtung. Töten, zerstören, verletzen ist ihnen Lebenserfüllung, es füllt ihre erbärmliche, muffige Existenz.

Nein, ethisches Verhalten, was auch immer das sei jenseits ihres flachen Denkhorizontes von Schweinebraten und Blasmusik und Sonntagschoral, meint er ihre Gedanken zu lesen, ist vom Teufel, ist neumodisches Getue, das haben sie noch nie gebraucht und verstehen es deshalb auch nicht, geschweige denn können sie es verstehen, bevor es nicht  von Hochwürden in griffigen, einfachsten Sätzen in der sonntäglichen Andacht erwähnt wurde und in ihre Dummschädel hineingebetet wurde.

Kommt nun noch einer daher, der von wissenschaftlichen Erkenntnissen spricht, einer dieser Köpfe, der Bücher liest und vielleicht sogar studiert hat, also einer dieser Menschen, die überhaupt nicht mitreden können, weil sie schon deshalb keine Ahnung haben, weil sie keinen Schnellkurs im Töten bestanden haben und der sich auch weigert, eine derart alberne Prüfung als Nachweis des Nichtwissens abzulegen, sondern sich vielmehr auf Fakten, auf logisches Denken und kritische Analysen verlässt, ist das Maß voll bei ihnen, so seine Erfahrung.

Fortsetzung im morgigen Beitrag ......

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