»Auschwitz fängt da an, wo einer sagt oder denkt: ES SIND JA NUR TIERE.« Theodor W. Adorno, Philosoph, Soziologe (* 11. Sept. 1903 † 06. August 1969)

Samstag, 2. Mai 2015

Vorbildliche Persönlichkeiten: Karlheinz Deschner

Im Rückblick auf vergangene Lebensjahre muss ich mir leider eingestehen, dass ich viele Jahre meines Lebens letztlich verschlafen habe und mit tauben Ohren und ungeöffneten Augen nur dahinvegetierte. Weder die Sünden der Kirchen, noch das entsetzlich grosse Leid und Elend vieler Tiere waren für mich ein Thema, welches mich zurückblickend jemals sonderlich interessiert hätte. Was kümmerten mich in vergangenen Zeiten die Verbrechen, die wir tagtäglich unseren Mitgeschöpfen gegenüber zu verantworten haben? Und was kümmerten mich die Verbrechen und Sünden des sogenannten Bodenpersonals Gottes? 

Ein derartiges Desinteresse jedoch bewirkt letztlich nur eines: 
So lange wir Menschen unser Leben gedankenlos verschlafen und somit entwicklungsmäßig in unserem Denken eingefrieren und geistig Behinderte bleiben, so lange ist es dann leider auch vorprogrammiert, dass z.B.  ein Schriftsteller wie  Karlheinz Deschner für uns vernunftlosen Erdlinge ein uns unbekannter und von uns unbeachteter Autor bleibt und uns demnach auch nichts besonders Wesentliches und Wichtiges zu sagen hat.

Wie dumm von mir und welch ein nahezu unverzeihliches Versäumnis, auf Karlheinz Deschner erst vor einigen Jahren aufmerksam geworden zu sein und somit erst ziemlich spät einen erstklassigen und exzellenten Schriftsteller entdeckt zu haben, der uns allen über die Verbrechen des Christentums enorm viel Wichtiges zu sagen hat. Viele seiner Bücher widersprechen vielen vorherrschenden Lehren und Meinungen und scheuen dennoch keinerlei Kritik gegenüber bestehenden Autoritäten.
Demgegenüber ist es nur allzusehr verständlich, dass Deschner´s Werke einerseits nicht nur Zustimmung finden, sondern andererseits eben auch auf Ablehnung stoßen und sehr häufig - besonders bei Kirchenvertretern und religiösen Fanatikern - heftiger Kritik ausgesetzt sind. Besonders interessant, aufrüttelnd, unter die Haut gehend, lesens - und nachdenkenswert für alle tierliebenden und weniger tierliebenden Menschen  sind seine sensiblen Schilderungen der Tierwelt und ihrer durch uns Menschen verschuldeten Nöte. In seinem 1998 erschienenen Buch "Für einen Bissen Fleisch" liefert Karlheinz Deschner vielerlei Beiträge von bleibendem Wert zu einem ethisch fundierten Vegetarismus und zu einem Tierschutz, der diesen Namen auch tatsächlich verdient.


Frage an Karlheinz Deschner in einem Interview :
"Was denken Sie über den Tierschutz? Ist „Erbarmen mit der geschundenen Kreatur“ nicht viel zu wenig? Auch wenn es reine Utopie ist: Müsste Tieren nicht das Recht auf Leben und Unversehrtheit zugesprochen werden? Mehr noch: Müssten Tiere nicht von der Herrschaft des Menschen befreit werden?"
Antwort von Karlheinz Deschner :

"Das sind die entscheidenden Fragen. Natürlich hilft Erbarmen, hilft bloßes Mitleid mit den malträtierten Tieren nicht, falls es dabei bleibt, falls das Mitgefühl nicht Folgen zeitigt! Vorerst wäre es zwar utopisch, etwa die Schlachthöfe abschaffen zu wollen, diese weitaus größte, diese allerschlimmste Schande der Menschheit, die Vivisektion mal beiseite. Und doch könnte jeder Einzelne etwas höchst Wirksames dagegen tun, so wirksam, dass es der Beseitigung der Schande gleichkäme – durch Verzicht schlicht auf den so genannten Fleischgenuss. Das aber wollen die meisten nicht, obschon sie derart viel besser, gesünder und oft länger leben könnten, übrigens die Menschheit sich auch beträchtlich leichter ernähren ließe.

Viele sagen: Nein, ich kann keinem Tier was antun, ich kann kein Tier töten – doch sie töten es! Sie töten es, indem sie Tiere essen. „Für einen Bissen Fleisch“, klagt schon Plutarch, „nehmen wir einem Tier die Sonne und das Licht und das bisschen Leben und Zeit, an dem sich zu freuen seine Bestimmung gewesen wäre.“ Es ist unvorstellbar roh, und doch geschieht es Tag für Tag durch Jahrtausende, millionenfach. Was aber dächten und täten wir, wie würden wir die Hände ringen, jammern, flehen, kämen von irgendwoher uns weit überlegene Wesen und behandelten, folterten, fräßen uns wie wir die Tiere!

Natürlich müssten Tiere das Recht auf Leben, auf ein tierwürdiges Leben bekommen. Natürlich müssten sie unserer Herrschaft entzogen werden, für mich gar keine Frage. Die Frage ist nur: Wie? Wie den Sinn, die Gesinnung des Menschen von Grund auf ändern, fundamental verkehren, und zwar nicht bloß in dieser Hinsicht? Denn ein Mensch, der selbst seinesgleichen entwürdigt, unterjocht, versklavt, auf den Schlachtfeldern verheizt, wie sollte der Tiere schonen und schützen! Erbarmen, Verständnis für das Wesen des Tieres, für seine nahe Seelenverwandtschaft mit uns, wären Voraussetzung für seine Befreiung. Doch solange man Menschen schlachtet, wird man auch Tiere schlachten. Tolstoi wusste, wie sehr dies zusammenhängt."

Karlheinz Deschner (* 23. Mai 1924 in Bamberg; † 8. April 2014 in Haßfurt)

Was mich an diesem Schriftsteller und grossartigen Tierfreund besonders tief beeindruckt, ist seine Haltung, gegen alles zu revoltieren, was "die Lebensinteressen des Tieres verletzt – eines Wesens, das am dringlichsten Hilfe braucht, weil es am schlimmsten missachtet, am fürchterlichsten geschunden, am häufigsten und fortwährend getötet wird, kurz, weil es ständig, weil es immerzu im allergrößten Elend steckt."


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